Die Zukunft des Fränkischen Weinbaus gestalten
In den ehrwürdigen Mauern des Kloster Banz fand am 4. und 5. November 2024 die Klausurtagung des Fränkischen Weinbauverbands statt. Artur Steinmann, Präsident Fränkischer Weinbauverband, begrüßte Vertreterinnen und Vertreter der Weinwirtschaft, des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus, der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG), des Bezirks Unterfranken und des Weinbaurings Franken sowie Präsidium und Geschäftsstelle des Fränkischen Weinbauverbands und der Gebietsweinwerbung Frankenwein-Frankenland. Die große Runde setzte sich unter der fokussierten Moderation von Barbara Becker intensiv mit den drängendsten Fragestellungen auseinander:
Wie sieht die fränkische Weinwelt 2035 aus? Wie kann der Strukturwandel, der durch die aktuelle weltweite Weinkrise verschärft wird, begleitet und gestaltet werden? Wer sind die Zielgruppen für Frankenwein? Wie wird Frankenwein künftig vermarktet? Welche Strukturen sind dafür notwendig?
Wer die aktuellen und zukünftigen Kundinnen und Kunden des Frankenweins sind, ist ein Ergebnis einer aktuellen SINUS-Studie, die im Auftrag der fränkischen Weinwirtschaft mit Unterstützung des Landwirtschaftsministeriums erstellt wurde. Eine erfreuliche Erkenntnis ist, dass sowohl Franken als auch die Leitrebsorte Silvaner den Befragten in den attraktiven SINUS-Milieus überdurchschnittlich bekannt ist und auch bevorzugt getrunken wird. Aus dem fernen Hamburg wurden ein Weinhändler und eine Sommelière online zugeschaltet. Diese bestätigten aus ihrer eigenen Tätigkeit und Erfahrung heraus die Ergebnisse der SINUS-Studie. In offener Atmosphäre sprachen sie jedoch auch kritische Punkte an, warum Franken aus ihrer Sicht noch nicht so begehrenswert wahrgenommen wird.
Die Runde kam zu dem Schluss, dass es zielführend ist, einen vertiefenden Kommunikationsworkshop durchzuführen und einen zielgruppenspezifischen Kommunikationsleitfaden zu entwickeln. Im Rahmen der Regionalkonferenzen 2025 (29.01.2025: Stetten | 06.02.2025: Nordheim | 12.02.2025: Iphofen) sowie der Fränkischen Weinwirtschaftstage (11.-12.03.2025, Veitshöchheim) sollen diese den fränkischen Winzerinnen und Winzern vorgestellt werden.
Die Intensivierung der Vermarktung ist auch die größte Herausforderung der nächsten 5 Jahre, schildert Stephan Schmidt, Weinbaureferent Fränkischer Weinbauverband, bei der Ergebnispräsentation der „Umfrage zur Situation der Silvaner Heimat“. Über 300 Betriebe, vom Traubenerzeuger über vollabliefernde Genossenschaftswinzer inkl. ihrer Winzergenossenschaften bis zu Weingütern aller Größen, haben sich an der Umfrage beteiligt. Weitere Herausforderungen sind die Anpassung an den Klimawandel und die Sicherung der Produktivität der Rebflächen und der Betriebe. Es verwundert daher wenig, dass die Forderung nach Bürokratieabbau und die Reduzierung von Auflagen genauso gefordert werden wie eine flexible und wirksame Fördermaßnahmen.
Erfreulicherweise wollen viele Teilnehmende die Fläche im eigenen Betrieb stabil halten, rechnen jedoch mit einer teils deutlich sinkenden Rebfläche in Hinblick auf ganz Franken. Aus diesem Grund ist die ordnungsgemäße Aufgabe von Rebfläche ein Thema, das intensiv diskutiert wurde. Die LWG hat einen ersten Handlungsleitfaden erstellt, der die Optionen aufzeigt. Zusätzlich zu den vorhandenen Möglichkeiten für die Flächenpflege nach einer Rodung gilt es neue Ideen zu entwickeln.
Auf die Frage, welche Vertriebs- und Vermarktungswege zukünftig stärker genutzt werde sollen wurden neben der Direktvermarktung die Gastronomie (inkl. eigener Heckenwirtschaft), der Weintourismus und Online-Kanäle genannt. Dies bestätigt die Bedeutung des Weintourismus für das Fränkische Weinland und kann auch als Ansatz für die Kommunikationsstrategie gesehen werden. Um die Herausforderungen anzugehen ist es wichtig, dass der Fränkische Weinbauverband und die Gebietsweinwerbung Frankenwein-Frankenland gemeinsam mit ihren Netzwerkpartnern versuchen, die Rahmenbedingungen für die fränkische Weinwirtschaft so zu gestalten, dass diese erfolgreich sein kann. „Es ist dann jedoch Aufgabe jedes einzelnen Betriebes, tätig zu werden und die Angebote zu nutzen“, fasst Präsident Steinmann zusammen. Er selbst wies in Kloster Banz daraufhin, dass im Jahr 2026 die Neuwahl des Präsidiums stattfindet und er nach 17 Jahren nicht erneut antreten wird. Die Suche nach einer Nachfolgerin oder eines Nachfolgers soll daher Mitte 2025 aufgenommen werden.