Ein traumhafter Weinjahrgang
Klimawandel wird auch künftig Frankens Winzer vor neue Herausforderungen stellen
Knapp vier Wochen nach der offiziellen Eröffnung der fränkischen Weinlese durch Bayerns Justizminister Prof. Dr. Winfried Bausback zog der Fränkische Weinbauverband Bilanz. In der Würzburger Sektkellerei Höfer präsentierten Artur Steinmann, Präsident des Fränkischen Weinbauverbands, der Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) Dr. Hermann Kolesch und Hermann Mengler, Leiter der Kellereifachberatung beim Bezirk Unterfranken, Zahlen und Fakten zum Weinjahr 2018 und natürlich auch die ersten Jungweine.
Nach einem ungewöhnlich langen und nasskalten Winter folgte ein extrem früher Vegetationsbeginn mit einem ansatzlosen Übergang in den Sommer“, berichtete LWG-Präsident Dr. Kolesch bei der diesjährigen Weinerntebilanz. Durch den fehlenden Frühling bestand in diesem Jahr keine Spätfrostgefahr für die Trauben im April und Mai. Die ab Pfingsten einsetzende Hitzephase lies die Weinexperten immer wieder Parallelen mit dem Weinjahrgang 2003 ziehen. „2003 war noch heißer als 2018. Allerdings war die Hitze in diesem Jahr lang anhaltender als damals“, so Dr. Kolesch. Dank der anhaltenden Hitze und Trockenheit gab es dieses Jahr keine nennenswerten Probleme mit Schädlingen und Krankheiten. Allerdings hat die Hitzephase die Winzer vor extreme Herausforderungen gestellt. Tag und Nacht mussten die Weinberge bewässert werden. „Ein Thema, das uns auch künftig beschäftigen wird“, betonte Weinbaupräsident Artur Steinmann. Eine mögliche Lösung für dieses Problem sieht er in einer konsequenten Tröpfchenbewässerung. Künftig werde kein Weg mehr daran vorbeiführen, bei der Neuanlage von Rebflächen automatisch auch gleich die Bewässerung mit einzuplanen, sind sich die Weinexperten einig. In diesem Zusammenhang müsse man künftig auch das Augenmerk verstärkt auf alte Reben richten, die mit Hitze und Wassermangel besser zurechtkämen.
Zusammenfassend sprach Kolesch von einem qualitativ und quantitativ sehr guten Jahrgang und führte insbesondere den Silvaner sowie rote Rebsorten als die Gewinner des Weinjahres 2018 an.
Hermann Mengler, Chefoenologe beim Bezirk Unterfranken, der zur Weinerntebilanz die ersten Weine mitgebracht hatte, zeigte sich mit dem neuen Jahrgang äußerst zufrieden. Bei der Verkostung der Jungweine lobte Mengler den neuen Jahrgang als geschmeidig, verträglich, mit frecher Säure und aromatisch sehr ausgeprägt. Dem stimmte auch Weinbaupräsident Artur Steinmann zu: „Es ist ein wahrhaft traumhafter Jahrgang geworden, der vielleicht sogar Eingang in die Geschichtsbücher finden wird!“
Die aktuell bestockte Rebfläche Frankens, der Silvaner Heimat seit 1659, beläuft sich auf 6.078 ha (Stand: 31.08.2018). Anfang Oktober gehen die Experten von einer Weinernte in Höhe von durchschnittlich ca. 86 hl/ha (insgesamt ca. 520.000 hl) aus. Bei einem durchschnittlichen Mostgewicht von 89 Grad Öchsle sind rund 80 Prozent der geernteten Menge prädikatsweingeeignet. Das endgültige Ergebnis steht nach Auswertung der Weinerzeugungsmeldung fest.