Dankgottesdienst der fränkischen Winzer im Würzburger Dom

Im Würzburger Dom feierte Bischof Dr. Franz Jung zusammen mit den fränkischen Winzern einen Gottesdienst, um sich für den goldenen Jahrgang 2018 zu bedanken. In dem bis auf die letzte Reihe gefüllten St.-Kilians-Dom zu Würzburg hielten der Bischof und die Fränkische Weinkönigin Carolin Meyer eine Dialogpredigt über Wein, Glaube und Natur. Darin erinnerten sie, wie eng Weinbau, Umweltbewusstsein und der christliche Glaube zusammenhängen. Bischof Jung hob hervor, dass der Weinbau von Anfang an das Spannungsgefüge von „Gebet und Arbeit, von Ehrfurcht vor Gottes guter Schöpfung und dem Wirken des Menschen geprägt“ habe.

Anschließend lasen das Präsidium des Fränkischen Weinbauverbands und die Deutsche Weinprinzessin Klara Zehnder die Fürbitten vor. Währenddessen brachten die Fränkischen Weinprinzessinnen verschiedene Elemente des Weinbaus, wie Rebschere, Bocksbeutel, eine Krone der Weinprinzessin, den Ceratit Nodosus – als Sinnbild für den Boden, auf dem die Reben wachsen – und einen Rebstock in Kreuzform zum Altar. Diese Gegenstände segnet der Bischof Dr. Franz Jung und bat um Beistand für alle, die im Weinbau aktiv sind, und um das Gedeihen der Pflanzen und Früchte. Zum Abschluss erteilte der Bischof den Wettersegen.

 

Dialogpredigt

Die Dialogpredigt zwischen Bischof Dr. Franz Jung und der Fränkischen Weinkönigin Carolin Meyer gibt es hier zum Nachlesen:

Weinkönigin:

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

liebe Freunde des Weinbaus,

es ist für mich als fränkische Weinkönigin eine besondere Ehre, heute im Gottesdienst zusammen mit unserem Bischof Dr. Franz Jung die Ansprache in Form eines Dialogs halten zu dürfen. Meine Stimme steht dabei stellvertretend für alle im Weinbau und in der Landwirtschaft Tätigen und in besonderer Weise für uns Frauen, die schon aus langer Tradition heraus in den Familienbetrieben der Winzer an zentraler Stelle die Arbeit während des Jahres mitgetragen haben. Wir stehen heute gemeinsam in einer großen Weinbaugeschichte, die in Franken bereits im achten Jahrhundert ihren Anfang genommen hat. Vor 360 Jahren hatte Abt Degen von Ebrach dann mit der ersten Pflanzung in Obereisenheim an der Mainschleife den Silvaner in Franken verbreitet.

 

Bischof:

Auch für mich ist es eine große Freude, mich mit Ihnen als Vertreterin des fränkischen Weinbaus in dieser Form in unserem Gottesdienst zum Thema Glauben und Wein auszutauschen. Es ist immerhin interessant zu sehen, dass die Beschaffung des Messweins ein Ansporn für die Mönche der Abtei Ebrach war, in ihrer Heimat den Weinbau voranzutreiben. Kirche und die Feier der Eucharistie stehen so in einem wichtigen Zusammenhang mit dem Weinbau in Franken. Das Spannungsgefüge von Gebet und Arbeit, von Ehrfurcht vor Gottes guter Schöpfung Gottes und dem Wirken des Menschen prägt den Weinbau von Beginn an.

 

Weinkönigin:

Ihr Hinweis ist für mich wichtig. Aus der Sicht des Weinbaus sind die Winzer immer auch Landschaftspfleger und bedeutsam für das Gepräge einer ganzen Region. Unsere schöne und von vielen bewunderte fränkische Landschaft ist durch den Weinbau vielfältig gestaltet und hat sein eigenes unverwechselbares Landschaftsbild bekommen, das so viele Menschen schätzen, Einheimische wie Besucher unserer Region, und das so erhaltenswert ist. Manchmal kann dem Winzer aber das schöne Landschaftspanorama aus dem Blick geraten, wenn er sich gesenkten Hauptes auf seine harte Arbeit konzentrieren muss.

 

Bischof:

Die herrliche Umgebung kann eben nicht darüber hinwegtäuschen, dass schwere Arbeit mit dem Weinbau zusammengehört. Dazu geben uns die Worte der heutigen Lesung wichtiges zu bedenken: „Gott ist es, der wachsen lässt. … Wir sind Gottes Mitarbeiter.“

Zur Schönheit und Fruchtbarkeit einer Landschaft kann und muss der Mensch seinen Beitrag leisten gemäß dem Auftrag des Schöpfers, die Welt zu gestalten. Aber er kann sie nicht allein aus seiner Schaffenskraft hervorbringen. Das haben die Mönche gewusst. Das hat auch der aufmerksame Winzer und Landwirt zu beachten, dem es immer um mehr gehen muss, als allein um die Ausbeutung der Böden und Weinstöcke, um einen möglichst großen Ertrag zu erwirtschaften.

 

Weinkönigin:

Dem kann ich mich voll und ganz anschließen. Wer sich einmal näher Gedanken gemacht hat über den Weinbau und was mit ihm alles zusammenhängt, der erkennt: Es geht nicht nur um Landwirtschaft, das Wissen über die Reben, deren Aufzucht, die Ernte, das Keltern und den Ausbau des Weines wie in einem Wirtschaftsbetrieb. Sondern wir haben es dabei auch mit lebendigen Pflanzen zu tun, ja mit Lebewesen, denen wir überaus viel verdanken.

 

Bischof:

Dem entspricht das Wort aus der Lesung: „Gott aber ließ wachsen“. Das heißt, dass zum guten Wachstum mehr gehört, als was wir Menschen beitragen können. Unser Gott, der wachsen lässt, ist der eigentliche Grund für den Reichtum seiner Schöpfung und des Lebens rings um uns. Wer das vergisst, hat den wahren Grund seines Lebens und des Lebens unserer Erde nicht mehr im Blick. Gott gilt es deshalb den fälligen Dank abzustatten, auch für den letzten hervorragenden Jahrgang des Frankenweins.

 

Weinkönigin:

Im Weinbau wissen die Menschen schon seit über 2000 Jahren, wie wichtig es ist, nachhaltig anzubauen und zu wirtschaften. Dazu kommen im Weinbau Biodiversität und echte Naturverbundenheit, die mehr sind als eine landwirtschaftliche Technik zur Gewinnmaximierung. Das Streben nach Qualität im Einklang mit einer naturnahen und ökologischen Wirtschaftsweise sichert die Zukunft des Weinanbaus. Unser Weinbau muss für eine ganzheitliche naturgemäße Weise stehen, unsere Erde zu bewirtschaften.

 

Bischof:

Ganz in diesem Sinne schreibt Papst Franziskus sagt in seiner Enzyklika Laudato Si (Nr. 76):

„Die Natur wird gewöhnlich als ein System verstanden, das man analysiert, versteht und handhabt, doch die Schöpfung kann nur als ein Geschenk begriffen werden, das aus der offenen Hand des Vaters aller Dinge hervorgeht, als eine Wirklichkeit, die durch die Liebe erleuchtet wird, die uns zu einer allumfassenden Gemeinschaft zusammenruft.“

Wer also die Natur nur ausbeuten will zur eigenen Bereicherung, vergeht sich an ihr und an seinen Mitmenschen, da wir alle gemeinsam mit der Natur an den Folgen dieses Raubbaus leiden.

 

Weinkönigin:

Unsere Weinsorte Silvaner z. B. als Markenzeichen der Region Franken ist eine autochthone Rebsorte. Wichtig ist dabei eine behutsame, naturgemäße Pflege der Rebstöcke ohne einen übergroßen Einsatz künstlicher Mittel, die auf unnatürliche Weise in die Natur eingreifen würden.

 

Bischof:

Nicht umsonst mahnt der Apostel Paulus in der Lesung: „Jeder soll darauf achten, wie er weiterbaut.“ Achtsamkeit und Vorsicht, Einfühlungsvermögen und letztlich die Liebe zu unserer Arbeit sind Grundvoraussetzungen für einen menschlichen und naturgemäßen Umgang mit Gottes Schöpfung, der wir ja selbst angehören.

 

Weinkönigin:

Hier kommt mir der Gedanke, dass eine besondere Herausforderung schon heute und in der Zukunft im besonnenen Umgang mit dem nicht nur für die Landwirtschaft so wichtigen Wasser besteht, weil überall die Niederschläge zurückgegangen sind. Es wird deutlich, wie sehr wir auf den Rhythmus der Natur achten müssen und nicht mit ihr einfach umgehen können, wie wir wollen. Moderner Weinbau bemüht sich deswegen darum, keine reinen Monokulturen mehr zu pflanzen. Die Begrünung zwischen den Zeilen der Rebstöcke speichert Wasser und schafft zudem Lebensraum für die Bienen. Zusätzliche Wasserspeicher im Weinberg sorgen für Bewässerung ohne Rückgriff auf Frischwasser nötig zu machen.

 

Bischof:

Es freut mich zu hören, dass der Weinbau heute für Ganzheitlichkeit und Nachhaltigkeit steht. Dieser verantwortungsvollen Arbeit der Winzer gelten unser Dank und unsere Wertschätzung. Gerne ermutigen wir sie, weiter und noch mehr in der ganzheitlichen, ökologisch bewussten Weise weiterzuarbeiten. Der Weinbau wird so zur Anleitung und Erziehung zu einem „Bündnis zwischen der Menschheit und der Umwelt“, wie es Papst Franziskus in der Enzyklika Laudato Si (Nr. 209 ff.) formuliert hat.

 

Weinkönigin:

Ich freue mich, dass aus unserem Dialog zunehmend deutlich wird, wie eng Weinbau, Umweltbewusstsein und unser christlicher Glaube zusammenhängen und miteinander verbunden sind.

 

Bischof:

Wie heißt es so schön im heutigen Evangeliums: „Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so auch ihr, wenn ihr nicht in mir bleibt.“

Nur in der Verbundenheit mit Christus kann unser Tun gelingen. Ohne ihn hat nichts Bestand. Und letztlich ist alles eine Frage der Liebe.

 

Weinkönigin:

Ja, auch ich bin davon überzeugt, dass die letzte Motivation für den Winzer darin besteht, dass er seine Arbeit gerne tut, dass er seine Weinstöcke und den süßen Saft der Trauben, der einmal vergoren, zu goldenem Wein wird, schätzen und lieben gelernt hat, weil er in ihnen letztlich die Spur und das Wirken seines göttlichen Schöpfers erkennt. Wer sein Schaffen und die Frucht seiner Arbeit nicht liebt, hat letztlich keinen Erfolg und es liegt kein Segen darauf.

 

Bischof:

Jesus sagt im Evangelium: „Bleibt in meiner Liebe! … Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird.“

So möchte ich Ihnen stellvertretend für alle im Weinbau und in der Landwirtschaft Beschäftigten heute von Herzen Mut machen zu solchem liebevollen Handeln! Es ist mir ein Anliegen, Ihnen meine Wertschätzung und meine Anerkennung für ihr wichtiges Handeln an Natur und Schöpfung auszudrücken. Ihnen, verehrte Weinkönigin, danke ich für diesen bereichernden geistlichen Austausch in unserem Gottesdienst.

 

Weinkönigin:

Auch meinerseits stellvertretend für alle im Weinbau Tätigen gilt mein aufrichtiger Dank!