Fach-Symposium Boden- und Weindiversität #4 in Würzburg

Internationale Weinfachwelt trifft sich in Franken

Autor: Sebastian Bordthäuser
Fotos: Herbert Ehehalt und Wolfram Huonker

Zwei Tage lang trafen sich bei der Fachveranstaltung Boden- und Weindiversität #4 zahlreiche Weinliebhaber und -experten in Franken, der Silvaner Heimat seit 1659, um sich über die Zusammenhänge zwischen Boden und Wein fortzubilden. Mit über 100 Teilnehmern war die Veranstaltung, die sich vornehmlich an Gastronomie, Sommeliers, Weinakademiker, WSET, Fachhandel und Winzer richtete, sehr gut besucht und zeigte, wie hoch die Nachfrage nach Weiterbildungsmöglichkeiten dieser Qualität im Weinbereich ist. Zusammen mit Prof. Dr. Ulrich Fischer von der DLR Rheinpfalz organisiert Sommeliére Christina Fischer seit mittlerweile acht Jahren das zweijährig stattfindende, interdisziplinäre Symposium mit Fachvorträgen, gehalten von Koryphäen unterschiedlicher Forschungsbereiche rund um das Thema Böden. Denn nichts beeinflusst die sensorischen Eigenschaften der Weine so maßgeblich wie die Böden, auf denen sie gewachsen sind – ungeachtet der Rolle der Winzer und deren Philosophie.

Kennenlernen der Teilnehmer auf einem der Wahrzeichen Mainfrankens: Der Würzburger Alten Mainbrücke (Fotos: Herbert Ehehalt)

Fach-Symposium in Franken, der Silvaner Heimat seit 1659
Das diesjährige Symposium fand in Franken statt, wo die Gebietsweinwerbung Frankenwein-Frankenland GmbH, der Bezirk Unterfranken, die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG), sowie die Escherndorfer Winzer in der Festung Marienburg in Würzburg Gastgeber waren. Eröffnet wurde die zweitägige Veranstaltung von der Fränkischen Weinkönigin Carolin Meyer, die alle Teilnehmer begrüßte. Den Vortrags-Auftakt machten Hermann Mengler vom Bezirk Unterfranken und der Präsident der LWG, Dr. Hermann Kolesch, mit einem Vortrag über das Fränkische Terroir mit seiner Trias aus Bundsandstein, Keuper und Muschelkalk und dessen Einfluss auf den Wein und dessen Reifeeigenschaften. Die Biodiversität im Weingarten von Dr. Claudia Huth sowie der Vortrag über den Einfluss der Mikroorganismen auf den Weinbau von Prof. Dr. Ulrich Fischer lieferten geballtes Fachwissen auf dem neuesten Stand der Forschung. Experten aus Franken, Deutschland, Österreich, England und Italien waren angereist, um zwei Tage die Köpfe der Teilnehmer durch geballten fachlichen Input ordentlich qualmen zu lassen.

Klimawandel und biologische Bewirtschaftung
Insbesondere das Thema Klimawandel tauchte in den Vorträgen immer wieder auf und zeigte, dass quasi alle Aspekte des Weinbaus davon betroffen sind. Der Vortrag über Biodiversität im Boden und Weinberg stellte mit dem Blick in die Zukunft die explizite Frage, wie wir in Zukunft produzieren müssen, um auf die zunehmenden klimatischen Veränderungen zu reagieren. Die Vitalität der Böden und deren Einfluss auf den Weincharakter wurde lebhaft diskutiert und oszillierte zwischen biologischer und biodynamischer Bewirtschaftung als Antwort auf die Herausforderungen der Zukunft.

Geballtes Fachwissen rund ums terroir gab es auf der Festung Marienberg (Fotos: Herbert Ehehalt)

Terroir
Wo Terroir beginnt und aufhört wurde in den Vorträgen zur Bewässerung von Christian Deppisch und Dr. Daniel Hessdörfer und zum Holzausbau von  Dr. Pascal Wegmann-Herr diskutiert, da beides zwar zunächst einen Eingriff darstellt, aber grade die Bewässerung mit zunehmender Wärme und Trockenheit ein nicht weg zu diskutierende Maßnahme darstellt.

Die Prägung des Terroirs für den Grünen Veltliner in Zeiten des Klimawandels von Prof. Dr. Astrid Fornegg trug die Problematik bereits im Titel und beschäftigte sich mit dessen Veränderung über die letzten 30 Jahre. Auch die Terroirprägung des Südtiroler Weißburgunders ist laut Martin Zejfart vor diesen Veränderungen nicht gefeit und stellt neue Anforderungen für die Zukunft.

Der bekannte Wine Thinker Robert Joseph aus London verwies in seinem humorvollen Vortrag das Thema Terroir süffisant als bestenfalls Fußnote des kommerziellen Weinbaus auf die hinteren Plätze und sorgte zwischen aller Wissenschaft für Kurzweil und für einen völlig anderen Blickwinkel auf die Thematik.

Auf die  tiefgründigen, wissenschaftlichen Vorträge folgten immer wieder Verkostungen, welche die Themen der Vorträge anschaulich mit exemplarischen Terroirweinen im Glas untermalten und dafür sorgten, dass die Veranstaltung nicht allzu trocken ausfiel. Für die hervorragende Organisation erntete die Gebietsweinwerbung viel Lob durch die Teilnehmer.

Die Praxis erleben: Auf Boden-Erlebnisreise durch Weinfranken (Fotos: Herbert Ehehalt)

Exkursion nach Escherndorf
Neben den zwölf prall mit neuesten Informationen gefüllten Seminaren zum Thema Böden untermalte der Ausflug in den Escherndorfer Lump die trockene Theorie mit dem nötigen Quäntchen Praxis und Ortskunde. Bei bestem Wetter führten die Escherndorfer Winzer die Seminar-Teilnehmer durch den Berg und standen ihnen Rede und Antwort: Fragen zur Bewirtschaftung, Bodenbearbeitung, Pflanzenschutz und Bewässerung wurden live und vor Ort im Wengert erläutert und nachher bei gegrillten Terroir-Wildschweinbratwürstchen im Klostergarten der Vogelsburg mit dem Blick auf die Weinlage Lump mit ordentlich Silvaner im Glas reüssiert.

Die Symposien Boden- und Weindiversität sind eine Veranstaltungsreihe, die hinsichtlich ihrer wissenschaftlichen Präzision ihres Gleichen sucht. Sie sind immer auch in einem Kontext zu sehen, und so stand es jedem Besucher frei, die Vorträge in seine Weinbetrachtung zu integrieren. Ob Befürworter des konventionellen, des biologischen oder biodynamischen Weinbaus: Diese Veranstaltung bot jedem Teilnehmer hinreichend neuen Input, der zweifellos bis zur nächsten Veranstaltung in zwei Jahren reichen sollte.

Fach-Symposium Boden- und Weindiversität #4 in Würzburg. Foto: Wolfram Huonker