Vom Karst bis zu Drohnen – Geschichte der Weinbautechnik in Hang- und Steillagen

Neue Schrift Nr. 204 der Gesellschaft für Geschichte des Weines e.V.

Der Fortschritt der Technik ist nicht nur abhängig von visionären Wissenschaftlern, ideenreichen Ingenieuren, von Ansichten und Einsichten der Praktiker, sondern auch von den sozialen, wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen. So stand der alte Winzerspruch „Wo ein Pflug kann gehen, da soll kein Weinstock stehen“ lange dem Ersatz der Handarbeit durch neue Maschinen und Geräte entgegen. Erst vor hundert Jahren ist ein bedeutsamer technischer Fortschritt bei den Weinbergarbeiten feststellbar, während die Technik bei der Traubenverarbeitung und im Keller viel früher vorankam. Die Autoren weisen darauf hin, dass interessanterweise die Mechanisierung und Motorisierung im Hang- und Steillagenweinbau – trotz oder wegen der schwierigeren Anbaubedingungen – früher als in den Flachlagen genutzt wurde. Der Aufschwung in den 1920er Jahren wurde durch die Ideologie in der NS-Zeit jedoch abgebremst. Nach dem Krieg setzte ein enormer technischer Fortschritt ein, der unter anderem durch den Ausschuss für Technik im Weinbau (ATW) vorangetrieben wurde. Der Einsatz moderner Maschinen senkte die Betriebskosten, allerdings ging die Entwicklung zu Lasten des Steillagenweinbaus, der durch höhere Produktionskosten ins Hintertreffen geriet. Eine staatliche Förderung und neue technische Entwicklungen gaben dem Steillagenweinbau in den letzten Jahren neue Impulse.

Im ersten Teil der Schrift verdeutlicht Rudolf Nickenig diese Aspekte der Technikgeschichte durch Auswertung von Fachzeitschriften, Monographien, Kongress- und Ausstellungsberichten.

Werner Rühling beschreibt die technische Seite der Entwicklung bei der Bodenbearbeitung, im Pflanzenschutz, den Pflegearbeiten, beim Materialtransport sowie der Traubenlese. Es ist eine faszinierende Technikgeschichte, die nach dem Krieg mit einfachen motorisierten Geräten begann und heute beim Einsatz von Drohnen und Robotik noch kein Ende gefunden hat.

Beide Autoren dieser Schrift haben sich in ihrem Berufsleben in besonderem Maße für die Fortentwicklung der Weinbautechnik und insbesondere der Mechanisierung des Steillagen-Weinbaues eingesetzt. Während Werner Rühling als praxisorientierter Wissenschaftler und Hochschullehrer den technischen Fortschritt in der Steillagentechnik in Zusammenarbeit mit der Maschinenindustrie vorangetrieben hat, hat Rudolf Nickenig als verantwortlicher Organisator für die Deutschen Weinbaukongresse verbunden mit der Fachausstellung INTERVITIS und ihren Sonder- und Lehrschauen den Trilog zwischen Maschinenindustrie, Wissenschaft und Praxis organisiert und sich für eine politische Förderung der Steillagentechnik eingesetzt.

Die Schrift umfasst 110 Seiten und kann bei der Gesellschaft für Geschichte des Weines bestellt werden: https://www.geschichte-des-weines.de/schriften-buecher/bestellformular.html. Für Nichtmitglieder der Gesellschaft kostet die Schrift 12 Euro plus Versandkosten. Mitglieder der Gesellschaft erhalten die Schrift kostenlos. Weitere Informationen zur Gesellschaft gibt es auf der Webseite https://www.geschichte-des-weines.de.

Das Cover der neuen Schrift Nr. 204 der Gesellschaft für Geschichte des Weines e.V. (c) Gesellschaft für Geschichte des Weines