Fränkische Jungwinzer wollen für Nachhaltigkeit sensibilisieren

ETHOS – der nächsten Generation verpflichtet!

Kaum ein Begriff hat sich in den letzten Jahren so stark entwickelt wie der Begriff der „Nachhaltigkeit“. Ja, er ist sogar zum Leitbild für politisches, wirtschaftliches und ökologisches Handeln geworden. Die Fränkische Weinwirtschaft beschäftigt sich seit 2008 mit dieser Thematik und konnte – unterstützt von der Clusterinitiative Bayern – gemeinsam mit der der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) und der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt verschiedene Projekte realisieren.

2010 wurde in Franken zusammen mit dem Unternehmen ClimatePartner erstmals ein CO2-Fußabdruck für ein gesamtes Anbaugebiet angefertigt. Auf Grund dieser Vorarbeiten wurde inzwischen eine Nachhaltigkeitsstrategie für den Fränkischen Weinbau entwickelt.

Im Rahmen dieser Strategie hat sich der Fränkische Weinbauverband in Zusammenarbeit mit der LWG, dem Bezirk Unterfranken und dem Weinbauring Franken sowie den einzelnen Arbeitskreisen innerhalb des Verbandes intensiv mit der Erstellung eines Verhaltenscodex für die fränkische Weinwirtschaft auseinander gesetzt. Eine Gruppe motivierter fränkischer Jungwinzer beteiligte sich an der Diskussion und konnte so wichtige Impulse für die eigene Strategie gewinnen.

Inzwischen haben sich 13 Jungwinzer und  junge Verantwortungsträger zu einer neuen Gruppierung mit dem vielversprechenden Namen „Ethos“ zusammengeschlossen, um die Nachhaltigkeit im Weinbau mit neuem Leben und neuen Zielen zu erfüllen.

Ambitionierte Ziele

Aufbauend auf die Erkenntnisse des Fränkischen Weinbauverbands wurde in mühevoller Kleinarbeit und intensiven Diskussionsrunden ein Regelwerk erstellt, an Hand dessen verantwortungsvoller und umweltschonender Weinbau betrieben werden soll. Als wichtigste Ziele führt der Sprecher der Gruppe, Markus Schmachtenberger aus Randersacker, an: „Wir wollen die Weinkulturlandschaft in Franken erhalten, die zur Verfügung stehenden Ressourcen schonen, Biodiversität in den Weinbergen fördern und möglichst umweltschonend saubere, ehrliche und faire Weine erzeugen!“

Die Leitlinien, in denen „Nachhaltigkeit“ als Einklang von Ökologie, Ökonomie und Soziales definiert ist, enthalten klar formulierte Ziele, die die Jungwinzer gemeinsam erreichen wollen. „Wobei gerade diesem „gemeinsam“ eine sehr hohe Bedeutung zukommt“, betont Thomas Schenk, Schriftführer von Ethos und Vorsitzender der Jungwinzer Franken. Das Regelwerk soll dabei aber nicht statisch sein, sondern ständig weiterentwickelt werden und als dynamische Basis für die Zusammenarbeit und den fachlichen Austausch dienen. Neben sehr detaillierten Vorgaben für den Weinbau und die Kellerwirtschaft, werden erstmals auch Bereiche wie Familie, Arbeitsumfeld, Freizeit und Weinkultur angesprochen – Themen also, die sonst eher selten zur Sprache kommen.

Außerdem verpflichten sich die Weinbaubetriebe zur Teilnahme am Programm „Wine in Moderation“, einer Initiative der europäischen Weinbranche für einen maßvollen und verantwortungsbewussten Weinkonsum. Ferner sind die Jungwinzer aufgefordert, sich für den Berufs-stand und den Nachwuchs zu engagieren und das fränkische weinkulturelle Brauchtum vor Ort, wie z.B. Segnung der ersten Trauben oder die Wahl einer örtlichen Weinprinzessin zu fördern. Aber auch die Unternehmerfamilie und die betriebliche Entwicklung sind in den Statuten aufgeführt. „Eine angemessene Work-Life-Balance ist die Grundlage für ein erfolgreiches, nachhaltiges Arbeiten!“

Den ersten Schritt gemacht

„Auf den ersten Blick haben wir wohl ein recht umfangreiches Werk geschaffen,“ schmunzelt Markus Schmachtenberger, „aber unsere Betriebe fangen ja auch nicht bei null an!“ „Natürlich ist es nicht ganz einfach, alles auf einmal umzusetzen, da es oft auch mit erheblichen Investitionskosten verbunden ist,“ betont Jungwinzerin Ilonka Scheuring aus Margetshöchheim.

Auch Stefan Bardorf vom Weingut Bardorf in Randersacker ist mit Feuereifer bei Ethos da-bei: „Sicherlich, die Umsetzung der Richtlinien erfordert von uns eine gewisse Flexibilität und einen Mehraufwand, so mussten wir z.B. in der Unterstock-Pflege in eine andere Technik investieren – aber die Natur und nachfolgende Generationen werden uns dafür dankbar sein!“ Selbst in Betrieben, wo zwei oder sogar noch mehr Generationen zusammenarbeiten, gibt es kaum Probleme und wo Diskussionsbedarf besteht, wird informiert und Überzeugungsarbeit geleistet. „Viele Ältere haben von früher her noch ein ganz bestimmtes Bild vom Weinbau im Kopf, das heute einfach so nicht mehr stimmt. Die müssen sich dann mit der Materie halt neu auseinandersetzen“, so Ilonka Scheuring. Auf absolut fruchtbaren Boden gefallen sind die Ziele und Vorgaben im Weingut Schenk. „Bei uns im Betrieb gibt es niemanden, der sich gegen die Idee sträuben würde. Dazu ist sie auch einfach zu sinnvoll, auch ohne überzeugter Biowinzer sein zu müssen“, berichtet Thomas Schrenk. Als besonders bemerkenswert er-scheint Thomas Schenk das Vertrauen und die Offenheit, die sich innerhalb der Gruppe entwickelt hat: „Es wird nicht einfach nur abgenickt, sondern respektvoll diskutiert. Auch Probleme können ohne Gesichtsverlust offen angesprochen werden!“

Zusammenfassend nennt Markus Schmachtenberger die Ziele ambitioniert, aber sie dürfen nicht so hoch sein, dass diese nicht erreicht werden können. „Wir haben diesen Leitfaden aber nicht nur für uns Jungwinzer und für die Gruppe Ethos zusammengestellt, sondern wir möchten die gesamte fränkische Weinwirtschaft für Nachhaltigkeit im Weinan- und –ausbau mit all ihren Facetten sensibilisieren und begeistern, damit wir das Erbe unserer Väter mindestens im selben Zustand an die nachkommenden Generationen weitergeben können.“

„Ich finde es toll, wie sich eine Gruppe junger motivierter Menschen so intensiv mit der Zukunft des fränkischen Weinbaus auseinandersetzt und nicht nur die Entwicklung des eigenen Betriebs im Fokus hat,“ lobt Artur Steinmann, Präsident des Fränkischen Weinbauverbands, die Initiative. „Die Erfahrungen mit „Frank & Frei“ oder „Franken-Wein.Schöner.Land!“ haben gezeigt, dass die fränkische Weinwirtschaft es immer wieder versteht, Impulse zu setzen und das gesamte Anbaugebiet weiter nach vorne zu bringen.“

13 Jungwinzer haben sich zur Gruppierung ETHOS zusammengeschlossen und wollen mit ihren Zielen für einen verantwortungsvollen und nachhaltigen Weinbau sensibilisieren. (Foto: Fränkischer Weinbauverband e.V./Rudi Merkl)